ausstellung

Füsun Onur - Retrospektive

bis 28. Januar 2024 ● Köln ● Museum Ludwig

Aufgewachsen in Istanbul studierte Onur dort Bildhauerei inmitten der Umbruchszeit der türkischen Kunstgeschichte. Mit dem Rückgang staatlicher Aufträge für repräsentative Kunst schwand auch die Einflussnahme des Staates. Künstler:innen begannen, sich ein eigenes Umfeld zu schaffen, in dem sie mit neuen Formen experimentierten. Während ihres Studiums fühlte sie sich ermutigt, eine eigene künstlerische Position zu entwickeln, und sie verfolgt diesen Anspruch bis heute. Bereits ihr Frühwerk, das sich keiner der Kunstbewegungen jener Zeit zuordnen lässt, vermittelt ihre künstlerische Souveränität. Sie schuf Skulpturen in einer abstrakten, konstruktiven und minimalistischen Formensprache, gepaart mit Witz.

Ein wiederkehrendes Element in Onurs Arbeiten ist ihre Verbundenheit mit Istanbul sowie das Haus ihrer Familie in Kuzguncuk. Es ist gefüllt mit Mobiliar und Erinnerungsstücken, die in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zurückgehen. Direkt am Bosporus gelegen dient es Onur als Ausgangspunkt für neue Arbeiten. So verleiht sie dem Bosporus und der Erfahrung, am Wasser zu leben, in ihren Werken immer wieder neue ästhetische Formen.

Die Künstlerin nutzt Einladungen zu Ausstellungen dazu, die jeweilige Situation vor Ort zum Ausgangspunkt ihrer Beiträge zu machen. Auf diese Weise entstehen Werke, mit denen sie auf gesellschafts- und kulturpolitische Entwicklungen reagiert. Auf den Malerei-Hype antwortet sie mit Bildern, die in den Raum hinein erweitert sind. Ihre Installationen, die im Zuge von Einladungen ins europäische Ausland entstehen, spiegeln kritisch die westlichen Erwartungen. Ihre Werke fordern die Besucher:innen auf, ihren eigenen Imaginationen Raum zu geben. Dies gilt insbesondere für solche synästhetischen Installationen, in denen Onur mit aufgereihten Alltagsgegenständen Musik in den Raum überträgt. Zuletzt machte sie mit ihrem Beitrag „Once Upon a Time“ im Türkischen Pavillon auf der Biennale von Venedig auf sich aufmerksam. Die großformatige Installation besteht aus miniaturhaften, aus Draht handgefertigten Figuren, die in eine Fantasiewelt einladen.

museum-ludwig.de

Bildunterschriften und /-nachweise:

1. Füsun Onur "Die dritte Dimension in der Malerei – Tritt ein", 1981 (2014) Holz, bemalter Faden, Gummi, Stoff, Flitter 275 x 300 x 210 cm Arter Collection, Istanbul Ausstellungsansicht Through the Looking Glass, Kurator: Emre Baykal, Arter, 2014 © Füsun Onur Foto: Murat Germen

2. Füsun Onur "Raumteilung auf einem weißen Blatt Papier", 1965–1966 Tinte auf Papier 50 Blatt je 30 x 22.5 cm Arter Collection, Istanbul © Füsun Onur Courtesy: Arter

3. Füsun Onur "Symbole der Zeit",1990 Holz, Leder, Metall, Farbe Gesamtmaße variabel Arter Collection, Istanbul Ausstellungsansicht "What Time Is It?" Arter, 2019 © Füsun Onur Foto: Hadiye Cangökçe

4.Füsun Onur "Kontrapunkt mit Blume", 1982 (2014) Diverse Materialien Raum ca. 850 x 650 x 350 cm © Füsun Onur Courtesy: Arter

5. Füsun Onur "Es war einmal...", 2022Installation, diverse MaterialienGesamtmaße variabel 2022© Füsun OnurFoto: Hadiye Cangökçe

6. Füsun Onur "Krieg aus der Sicht eines Kindes", 1994 Ausstellungsansicht Through the Looking Glass, Arter, 2014 Tisch, Fotos, Stiefel, Puppe, Babykleid, verschiedene Materialien Arter Collection, Istanbul © Füsun Onur Foto: Murat Germen