ausstellung
Surreal Futures
bis 28. Januar 2024 ● Brühl ● Max Ernst Museum
Im Sinne einer neuen Form von „SurRealismus“ gehen die Künstler:innen in interaktiven Videoarbeiten, Virtual und Augmented Reality Kunstwerken, hybriden Rauminstallationen, digitalen Collagen und multimedialen Performances den drängenden Fragen des 21. Jahrhunderts nach. Dies im Hinblick auf die Auswirkungen der Globalisierung, der Digitalisierung und der Klimakrise, auf postkoloniale Veränderungen und zunehmende Diversität. Sie zeigen den Surrealismus als aktuelle, über die Realität hinausträumende Kunst, die Veränderungen in unserer Lebenswelt reflektiert und spekulative Zukunftsszenarien entwickelt.
Das Ausstellungskapitel „Transforming Landscapes“ nimmt, ausgehend von Max Ernsts Gemälde „Das 20. Jahrhundert", durch menschliche Eingriffe versehrte Landschaften in den Blick. Die Künstler:innen entwickelten einen KI-basierten fiktiven „Umweltmanager“. „Asunder“ ist eine Auseinandersetzung mit der wachsenden Bedeutung von künstlicher Intelligenz bei der Bewältigung von Umweltproblemen. Es kombiniert modernste Klima- und Umweltsimulationstechnologien, einen Supercomputer und Techniken des maschinellen Lernens zur Bilderstellung. Die Visualisierungen zeigen verschiedene simulierte Zukunftsszenarien, die die KI als Problemlösungen vorschlägt. „Asunder“ setzt dabei nicht den Menschen als zentralen Bezugsfaktor, sondern soll eine Balance zwischen natürlichen Ressourcen, sozialer Gerechtigkeit, dem Schutz bedrohter Arten und der Nachhaltigkeit der Produktion errechnen. Betrachter:innen werden einige der Lösungen als verstörend empfinden, denn es entstehen Planspiele, die zum Beispiel die Umsiedlung ganzer Städte oder deren Auslöschung empfehlen.
Die interaktive Installation „Liminal“ lädt im Kapitel „Digital Bodies“ spielerisch dazu ein, sich aktiv durch ein Lichtportal zu bewegen, es wie ein Musikinstrument zu bespielen oder als Selfie-Point zu nutzen. „Liminal“ konfrontiert uns mit dem Entstehen digitaler Bilder auf der Leinwand und mit im Werk erzeugten Klängen, die je nach Position der Besuchenden variieren.
Mit der Transformation des Körpers arbeitet die Künstlerin Johanna Reich. „Face Detection" geht der Frage nach, inwiefern Digitalisierung und Technisierung nicht nur unser Leben bestimmen, sondern sogar im wörtlichen Sinne Identität und Abbild des Menschen beeinflussen.
Die Kraft des Träumens steht im Zentrum der Arbeit „Dreamprints“. Die Künstlerin Justine Emard hat ihre eigenen Traumdaten in einem Schlaflabor während Corona aufzeichnen lassen und mittels eines 3D-Druckverfahrens in 14 Skulpturen aus glasierter Terrakotta übersetzt. In ihren Werken wird der Traum zu Architekturlandschaften und erscheint als Ergebnis der Arbeit eines Roboterarms.
Das Kapitel „Future Worlds“ beschäftigt sich insbesondere mit Zukunftsvisionen afrofuturistischer und indigen-futuristischer Künstler:innen. Der Künstler David Alabo erstellt mit 3D-Skulpturensoftware und Bearbeitungswerkzeugen digitale Collagen, ein passendes Medium für seine Bilder, in denen er surreale Landschaften imaginiert, die von kolonialen Strukturen unberührt scheinen.
Mit dem Hologramm „L’ange du foyer“ bezieht sich der zeitgenössische Künstler Cyprien Gaillard auf das gleichnamige Gemälde von Max Ernst von 1937, schreibt es medial fort und überführt es in die Gegenwart.
maxernstmuseum.lvr.de
Bildunterschriften und /-nachweise:
1. Cyprien Gaillard, L‘Ange du foyer (Vierte Fassung), 2019, Holografisches LED-Display, Vorrichtung aus Edelstahl, © Cyprien Gaillard, Courtesy der Künstler und Sprüth Magers, Foto: LVR-ZMB / Annette Hiller
2. Tim Berresheim, Mondmilch Bocksteinhöhle, 2023, 3D-Wandgestaltung, © Tim Berresheim, Foto: LVR-ZMB / Annette Hiller
3. Jake Elwes, Zizi - Queering the dataset, 2019, Videoinstallation (stills), Courtesy of the artist
4. Jessi Ujazi, META-Illurgy (Ashwell Boyd), aus der Serie Afro-Omniscience, 2022, Digitale Collage, Print auf Alu-Dibond, Foto © Jessi Ujazi