ausstellung

8. Nacht der Lichtkunst

24. bis 26. Oktober 2025 ● NRW ● verschiedene Orte 

Etablierte Installationen, einmalige Inszenierungen und exklusive Interventionen: Die 8. Nacht der Lichtkunst schöpft erneut aus einem reichen Fundus. Ein ganzes Wochenende lang – und in einigen Städten bereits ab Anfang Oktober - pulsieren die beteiligten Kommunen der Hellweg-Region und bilden mit ihren Angeboten die ganze Vielfalt der Lichtkunst ab.

StudentInnen des von Prof. Mischa Kuball geleiteten Seminars „Urban stage“ der Kunsthochschule für Medien Köln haben sich in den Hellweg Städten mit dem Thema „Lost places, hidden spaces“ künstlerisch auseinandergesetzt. Diese temporären Installationen sind u.a. am Wochenende der 8.Nacht der Lichtkunst zu erleben sowie die 50 Festinstallationen von HELLWEG – ein LICHTWEG, die per geführter Busreisen angefahren werden.

Am 10.10.2025 wurde in Soest das temporäre Lichtkunstwerk „Warteschleife“ von Justus Kaufmann und Gabriel Hahner an der ehemaligen Gaststätte „Am Kleinbahnhof“ im City Center Soest eröffnet. Die ehemalige Milchbar Gaststätte am Kleinbahnhof, auch die Niere genannt, genießt als historisches Gebäude in Soest Kultstatus; dennoch findet sich seit Jahren kein neuer Verwendungszweck. Die Niere wird zu einem Lost Place. Von der gläsernen Fassade des City Centers umschlossen, wirkt der denkmalgeschützte Bau wie ein Diorama in einer Schneekugel. Unzugänglich und für die Ewigkeit konserviert, wartet er darauf, dass wieder Leben einzieht. Ab 10. Oktober 2025 wird das Warten durch eine künstlerische Intervention vor Ort sichtbar gemacht.

Die temporäre Arbeit „aaln“ von Jury Lechthof in der Kunst -und Kulturkirche Bartholomäus in Ahlen verwandelt ab dem 24.10. ab 18 Uhr die Kirche in einen Klangkörper eines überdimensionierten Instruments und in eine Leinwand. Die Arbeit nimmt den ungeklärten lokalen Mythos des Ahlener Stadtwappens als Ausgangspunkt. Der Mythos dient als Platzhalter und Gegenüberstellung für einen universellen, einen globalen Mythos. In der inzwischen profanierten Kirche St. Bartholomäus wird die audio-visuelle Installation für die Ausstellungsdauer begehbar sein.

 „Terrabeton“ von 17171717171717 und Luca De Marco kombiniert Beton, Stahl und Licht zu einer pulsierenden urbanen Skulptur. Ausgangspunkt ist das Material Moosbeton, ein innovativer Baustoff, der die urbane Zukunft mit begrünten Fassaden auf neue Weise möglich macht. Das Kunstwerk verbindet ihn mit metallischen Elementen und grünen, pulsierenden Leuchtröhren aus Plexiglas, die sich rhythmisch animieren – fast so, als würde die Skulptur atmen oder leben. (Eröffnung 24.10., 18 Uhr, Bergkamen, Museumsplatz)

Was bleibt von einem Ort, wenn seine Funktion versiegt, und was klingt darin nach? Der Förderturm in Bönen, einst Zugang in die Tiefe, steht heute still. Doch in seinen Strukturen liegt eine Vergangenheit eingeschrieben, in der Arbeit, Körper und Zeit untrennbar miteinander verbunden sind. „Nachhalllicht“ von Juyoung Lee und Isabella Buena Rata (Eröffnung 24.10. ab 19 Uhr, Bönen, Förderturm Bönen) greift diese untergegangenen Rhythmen auf und bringt sie zurück an die Oberfläche: in Form von leuchtenden Skulpturen, die wie stille Figuren im Hof stehen. 

Mit ihrer Installation „Future Preserves“ in einem ehemaligen Restaurant in Fröndenberg– einem Raum, der einst für Fülle, Genuss und die Unmittelbarkeit von Nahrung stand – versucht Duoni Liu, vergangene Vorstellungen von Überfluss mit einem möglichen Zustand zukünftiger Knappheit zu kontrastieren. In Gläsern konservierte Alltagsnahrung wird unter gezieltem Licht wie seltene Relikte inszeniert. Es entsteht ein stilles Archiv des Gewöhnlichen – ein Archiv, das auf eine Zukunft verweist, in der gerade das Vertraute und Selbstverständliche aus dem Alltag verschwunden sein könnte. (Eröffnung Freitag, 24.10., 18 Uhr, Bruay-Platz 8, Fröndenberg)

Hamm, einst der verkehrsreichste Eisenbahnknotenpunkt Deutschlands, ist eine von Bewegung geprägte Stadt. Ihr urbanes Netz folgt der Logik des Verkehrs und wird dort gesponnen, wo sich Menschen und Güter kreuzen. Die Installation „Ruhrschluss“ von Helin Korkmaz & Tash leitet diese Bewegung nicht als Leuchtturm an, sondern fängt sie als stiller Beobachter auf. Lichtstrahlen durchschneiden den Raum wie in einer Langzeitbelichtung. Sie frieren Muster ein, von denen man weiß, dass sie flüchtig sind – wie die Wege von Pendelnden, Wandernden und Arbeitenden. Schritte, Fahrradfahrten und Kinderwagen werden sichtbar, ebenso wie die Züge, die in den Bahnhof ein- und ausfahren und deren Spuren das Land in weiten Rundbögen zerschneiden (24. & 25.10. ab 17 Uhr, nähe Kanalpromenade zwischen Adenauerallee und An der Schleuse)

Eine ortsspezifische Live-Performance, „Shadowfield“ von Bidisha Das, entfaltet sich in den stillen Ruinen von Lippstadt, erbaut aus Steinen, Ästen und Fragmenten, die aus dem Boden selbst stammen. Licht und Schatten gleiten über die verwitterten Oberflächen und enthüllen verborgene Strukturen und die stille Präsenz vergessener Geschichten. Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen, während Klang, Licht und Natur in Echtzeit interagieren und den Raum in eine lebendige Partitur verwandeln. Hier performt die Landschaft sich selbst, erinnert sich und erneuert sich durch Resonanz. (24.10., 19.30 Uhr & 21:00 Uhr Beginn der Performances)

„Leuchten“ von Maja Funke sind zwölf Lichtobjekte, zwölf kleine Quellen leuchtender Aufmerksamkeit – für zwölf Tage wandern sie durch Lünen. „Leuchten“ ist eine GPS-basierte Lichtinstallation, bei der Bürger:innen durch das Tragen von Lampen eine kollektive Stadtkarte erschaffen. Die Lichtobjekte erinnern materiell an das, was war, und richten den Blick auf das, was heute vielleicht übersehen wird. Die Lichtobjekte bleiben nicht an einem Ort. Sie werden bewusst in die Hände der Besucher:innen und Bewohner:innen gegeben – als Einladung, sie an vergessene, verlassene oder bedeutungsvolle Orte zu bringen. Orte, die man nur kennt, wenn man hier lebt, hier aufgewachsen ist – oder sich aufmacht, um die „lost places, hidden spaces“ zu entdecken. (Eröffnung 25.10., 19 Uhr, Museum Stadt Lünen, Graf-Adolf-Straße 36)

Räume, Zusammenhänge und Gewissheiten in neues Licht zu tauchen, dieses Ziel verfolgt auch die 8. Ausgabe der Nacht der Lichtkunst. Sie setzt auf Bewährtes und macht die 50 Installationen und Vor-Ort Programmpunkte der Kommunen erneut durch Lichtreisen erfahrbar, die gecharterten Busse starten in Ahlen, Bergkamen, Hamm, Lippstadt, Lünen, Soest und Unna. Die 8. Nacht der Lichtkunst setzt beim interessierten Publikum auf große Augen und offene Ohren. Bereits im Vorfeld der Nacht– ab Anfang Oktober – wird der Film „Tracing Light – Die Magie des Lichts“ von Thomas Riedelsheimer in Ahlen, Fröndenberg, Hamm, Lünen, Soest und Unna gezeigt: Der Film erkundet in faszinierenden Bildern und Begegnungen das wohl bedeutendste aller Naturphänomene, nämlich das Licht.

Zwei renommierte Lichtkünstler Mischa Kuball und Martin Pfeifle werden dem Publikum Rede und Antwort stehen, welchen Stellenwert Licht in ihren Arbeiten hat und als künstlerisches Mittel genutzt werden kann. (22.10,18:00 Uhr Martin Pfeifle, Lünen/ 23.10., 19:30 Uhr Mischa Kuball, Unna)

Zum Ausklang lädt am 26.10. um 18 Uhr, das einzigartige Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna ein. Der Besuch des Museums wird zu einem audiovisuellen Erlebnis, wenn Musik auf einen Lichtprojektor trifft. Bei der audiovisuellen Komposition „Visual bassic“ von Karin Bethge und John Eckardts entstehen kosmische wie mikroskopische Räume aus Licht, untermalt mit spektralen Klangwelten.

hellweg-ein-lichtweg.de

Bildunterschriften und /-nachweise:

1. Claudia Schmacke "Undine" Lippstadt, Wilhelmschule © Foto: Josef Wittrock

2. Tilman Küntzel "Lightning blue" Fröndenberg © Foto: Frank Vinken

3. Christoph Hildebrand "Arche" Lippstadt, Mattenklodsteg © Foto: Werner J. Hannappel © Kunststiftung der Sparkasse Lippstadt

4. Bidisha "shadowfield" Lippstadt

5. Martin Pfeifle "Radial" Lünen © Foto: Sabine Schirdewahn

6. Birgit Hölmer, o.T. Bergkamen, Rathaus © Stadt Bergkamen

7. Kirsten und Peter Kaiser, Hammer Fenster/ante portas, Hamm, Schulwegsteg Brücke © Foto: Karl-Heinz Breddermann © Stadt Hamm, Bildarchiv