theater

Der Menschenfeind

30. Oktober, 21. November & 18. Dezember 2025 ● Düsseldorf ● Dhaus 

Wir leben längst in einer überdrehten Simulation von Realität. Politik wirkt wie eine Reality-Show, Gipfeltreffen wie Fototermine. Regierungschefs und Vorstände glänzen nur noch mit Gesten und Phrasen. Alles scheint ein diplomatisches Theater aus Posts und Worthülsen.

In einer ganz ähnlichen Welt erhebt Molières »Menschenfeind« seine Stimme: Alceste, der radikal Aufrichtige, will keine Komplimente, keine ritualisierten Lügen, keine sozialen Schmierstoffe, sondern Wahrheit. Seine Weigerung, die Spiele der Gesellschaft mitzuspielen, macht ihn zum Außenseiter – und zum faszinierendsten Charakter dieser Komödie.

Was Molière damals am Hof Ludwigs XIV. beobachtete, ist heute allgegenwärtig: der Widerspruch zwischen Wahrheit und Inszenierung. Alceste reagiert darauf radikal: ein Mann, der auf jede Floskel mit der Wucht der Realität antwortet. Und doch zeigt Molière die Tragik: Radikale Wahrhaftigkeit isoliert. Alceste liebt ausgerechnet Célimène, die Meisterin von Ironie und Uneigentlichkeit. Sie verkörpert, was er verachtet – und zieht ihn dennoch unwiderstehlich an.

Wie in jeder Satire steckt hinter der Leichtigkeit ein Abgrund. Die höfische Maskerade ist harmlos gegen die politischen Inszenierungen unserer Tage, deren Lügen tödliche Folgen haben. Vielleicht bräuchten wir heute genau Alcestes Radikalität – um uns zu schütteln und zu fragen, was wir uns gegenseitig bieten und bieten lassen.

dhaus.de

Bildunterschriften und /-nachweise:

1. Sebastian Baumgarten "Der Menschenfeind" auf dem Bild: Markus Danzeisen, Minna Wündrich © Foto: Thomas Rabsch

2. & 3. Sebastian Baumgarten "Der Menschenfeind" auf dem Bild: Claudius Steffens © Foto: Thomas Rabsch