ausstellung
Do worry be happy
Bis 31. August 2025 ● Wuppertal ● Kunsthalle Barmen
Die Gruppenausstellung DO WORRY BE HAPPY stellt die Frage nach einer Urangst der Menschen, die wahrscheinlich schon immer präsent war und es derzeit vielleicht mehr denn je ist: die Frage nach Indizien für die elementaren, bedrohlichen Veränderungen der Welt, wie wir sie erleben.
Die individuellen Bewältigungsstrategien für Ängste vor Veränderungen des Klimas und der politischen Gegebenheiten, der menschengemachten Krisen, vor Sprache, Umgangsformen und vielem mehr unterscheiden sich naturgemäß. Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und das Gefühl, sich gegen bisher ungeahnte Unwuchten wappnen zu müssen, stoßen an verschiedene Grenzen der persönlichen Möglichkeit zur Anteilnahme. Auch in der Kunst lässt sich dies nachempfinden. Wo eine Position sarkastisch einer drohenden Apokalypse entgegenlacht, dokumentiert eine andere nahezu sachlich Indizien für den Weltuntergang, während eine weitere poetisch individuelle Aspekte sich verändernder Strukturen aufgreift, eine vierte eskapistische Ausstiegsmöglichkeiten zu eröffnen sucht und eine fünfte sich daran erfreut, wie absurd etwas kaputt gehen kann...
Zwischen Weltrettung und Kollaps, zwischen Leugnung im Versuch des Verstehens und Prophezeiung im Versuch zu Lachen, wird die Fragestellung nach dem Umgang mit all dem, womit man eigentlich nicht umgehen kann, auf dem breiten Feld zwischen dystopischer Romantik und anachronistischer Melancholie sichtbar. Die eingeladenen Künstler:innen sind in ihrem Gesamtwerk nicht an Endzeit-Sujets gebunden, dennoch wird deutlich, wie kollektive und geteilte individuelle Ängste sich in den einzelnen Arbeiten auf sehr unterschiedliche Weise niederschlagen.
Das Anliegen der Ausstellung ist jedoch nicht, Angst- und Unsicherheitserfahrungen zu evozieren, sie sind allen Menschen zur Genüge vertraut. Das Ziel der Ausstellung ist vielmehr die Untersuchung von Ängsten auf einen möglichen gemeinsamen Kern hin und mögliche Kollisionen zwischen Ängsten. Denn der Umgang mit Verunsicherungen bleibt nicht immer Einzelschicksal, er ist auch ein verbindendes Element, wie wir bei FFF, Demonstrationen gegen rechts, bei Agrarprotesten, in brennenden Barrikaden, brennendem Privateigentum und auch in Verschwörungstheorien, in Formen der Radikalisierung, in Ausgrenzung, in der Prepper-Szene, in Selbsthilfegruppen und Selbstverteidigungsworkshops sehen. Die Ausstellung soll keinen vermeintlich richtigen Weg des Umgangs mit Sorgen vorzeichnen, sondern verschiedene Auslöser und Bewältigungsstrategien sich begegnen lassen, die in einem breit angelegten Rahmenprogramm in Lesungen, Gesprächen, Workshops und Aktionen gebündelt und auf unterschiedlich optimistische Weise behandelt werden.
Die gezeigten Arbeiten dienen nicht nur als Wunderkammer der Unsicherheiten, sie erfordern die bewusst gestellte Frage danach, wie wir sie individuell als Hinweis auf Zustände der Besorgnis lesen können. Für Ängste wie Terror, Kündigung wegen Eigenbedarf, Scheitern als Elternteil, Erhöhung der Grundsteuer, Klimawandel, Maul- und Klauenseuche oder davor, noch vor der eintretenden Apokalypse endgültig abgehängt zu werden, haben wir keine Ikonographie oder symbolische Verkürzungsstrategie, die sie unkompliziert teilbar machen würden. Wir glauben, dass deshalb an dieser Stelle das Gespräch entstehen kann und potenziell Verbindungen zu anderen hergestellt werden können.
Ach, Ach, Ach oder Toi, toi, toi? Wir werden versuchen, beidem gerecht zu werden.
In diesem Sinne: ja, das könnte ein bisschen weh tun, aber happy doomsday, wir werden den Seelenschmetter melken und die Sintflut vor uns hertreiben. Do worry, be happy.
Bildunterschriften und /-nachweise:
1. Frankfurter Hauptschule, Visionäre Ruine, 2018 © Frankfurter Hauptschule, Foto: Almut Elhardt
2. Nasan Tur, Hunted, 2023 © VG Bild-Kunst 2025, Foto: Nasan Tur
3. Daniel Richter, Es liegt aber, sagte der Wolf, 2011 © VG Bild Kunst Bonn 2025 Daniel Richter
4. Tim Sandow, Filmstill „Country Crew“, 2025 © Tim Sandow
5. Jody Korbach, Scheidung von Leib und Seele (6:45 Uhr) © Courtesy Galerie MARTINETZ, Foto: Johannes Bendzulla