ausstellung

Franz Erhard Walther – Bilder im Kopf Körper im Raum

Bis 28. Juli 2024 ● Bonn ● Bundeskunsthalle

Franz Erhard Walther formuliert jenseits des klassischen Verständnisses von Skulptur und Malerei einen neuen Werkbegriff, der die Betrachter:in als Akteur:in mit einbezieht: Sein Erster Werksatz besteht aus 58 aktivierbaren Elementen. Damit belegt der Künstler den Begriff von Skulptur und dem des Rezipienten als eine grundlegende Hinterfragung und versteht die ausgeführte „Handlung als Werkform“: Gesten und Handlungen werden zum essentiellen Bestandteil der Arbeit. Franz Erhard Walther wurde – nicht zuletzt auch durch sein überragendes Engagement als Professor an der Hochschule für bildende Künste Hamburg – zu einem der bedeutendsten und einflussreichsten Künstler und Lehrer Deutschlands. Die kunsthistorische Bedeutung seines Werkes ist unumstritten.

Schon im Frühwerk beschäftigt sich der Künstler mit dem Prozessualen als Gestaltungsprinzip, während seiner Zeit in Düsseldorf spielen Experiment und Innovation eine große Rolle. Stoff, ein bis dahin ungebräuchliches künstlerisches Material wird für die Herstellung fast aller Aktivierungsobjekte verwendet. In den Wandformationen erzielt er eine unvergleichbare Verschränkung von Malerei, Skulptur und Architektur, die sich bis heute fortsetzt.

Die Ausstellung soll eine konzentrierte, repräsentative Auswahl von handlungsbasierten Arbeiten präsentieren sowie Zeichnungen „als Innenblick“ aus verschiedenen Perioden. Frühe Arbeiten, wie die Handstücke, Schreitsockel oder die Raumelemente führen zum Ersten Werksatz, dem verschiedene Wandformationen, Configurations, das Neue Alphabet oder die Handlungsbahnen folgen.

Filmische Dokumente, auch neue Aufnahmen vor Ort, belegen zudem die Zeitlichkeit der verschiedenen Handlungen / Aktivierungen durch den Künstler und die Partizipierenden. Manche Exponate in der Ausstellung, ebenso eigens angefertigte ‚Exhibition Copies‘, können aktiviert werden. Durch die Interaktion zwischen Körper und Objekt wird jede:r selbst zum Teil des Kunstwerks. Die Ausführenden schaffen ihre eigenen Erzählungen und das Werk ist in einer ständigen Veränderung begriffen: Werk, Körper, Ort und Raum verschmelzen in ungewohnter Weise zu einer Einheit, die neue Erfahrungen im Umgang mit Kunst und sich selbst generieren.

Aktivierungsfläche in der Ausstellung
Die größte Aktiviertungsfläche im Zentrum der Ausstellung gibt die Möglichkeit, 24 unterschiedliche Ausstellungskopien des Ersten Werksatz und von Handlungsbahnen in die Handlung zu übertragen, die Werke können in die Hand genommen, angezogen oder übergestülpt werden. Durch die Interaktion zwischen Körper und Objekt wird jede:r selbst zum Teil des Kunstwerks. Die Ausführenden schaffen ihre eigenen Erzählungen und das Werk ist in einer ständigen Veränderung begriffen: Werk, Körper, Ort und Raum verschmelzen in ungewohnter Weise zu einer Einheit. Eine:e Ansprechpartner:in unterstützt sonntags von 12 bis 18 Uhr bei der Nutzung der Handlungsbahnen, während die Teile des Ersten Werksatz wochentags auch allein aktiviertwerden können. Speziell für Kinder wird sonntags das Handlungsbuch II als angeleitete Aktivierung angeboten.

Werkvorführung
Einige Exponate der Ausstellung werden zu speziellen Terminen von Franz Erhard Walther und/oder Lehmann Walther vorgeführt:

Mittwoch, 1. Mai, um 15 Uhr
Mittwoch, 29. Mai, um 17.30 Uhr
Mittwoch, 26. Juni, um 17.30 Uhr
Sonntag, 21. Juli, um 17.30 Uhr

Medienkunstraum im Untergeschoss

Im Medienkunstraum im Untergeschoss wird parallel zur Ausstellung eine Videoauswahl an historischen Performances und Vorführungen von Künstler:innen gezeigt, die Franz Erhard Walther während seines Aufenthalts in New York (1967–1973) neben anderen wie John Cage kennengelernt hat. Werke von Merce Cunningham, Yvonne Rainer und Carolee Schneemann visualisieren den innovativen Ausdruckswillen vieler Künstler:innen der damaligen Zeit, Körper, Bewegung, Handlung und Raum in eine Erzählung zu bringen.

bundeskunsthalle.de

Bildunterschriften und /-nachweise:

1. Franz Erhard Walther, Das Neue Alphabet, Form G, 1993, Swiss Private Collection © Franz Erhard Walther Foundation / VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Foto: Archiv Franz Erhard Walther

2. Franz Erhard Walther, Erster Werksatz, 1963–1969, Aktivierung von Werkstück Nr. 42, Vier Körpergewichte in der Kunsthalle Mainz 2021/22, Sammlung Franz Erhard Walther Foundation © Franz Erhard Walther
Foundation / VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Foto: Installation in der Kunsthalle Mainz, 2021/22

3. Franz Erhard Walther, 40 Sockel, 1978, Sammlung Franz Erhard Walther Foundation, © Franz, Erhard Walther Foundation / VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Foto: Installation im Museo Nacional Centro de Arte, Reina Sofia, Madrid, 2017

4. Franz Erhard Walther, Großer gelber Kasten und Oggi aus Sieben Werkgesänge, 1962/63, Museum Wiesbaden © Franz Erhard Walther Foundation / VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Foto: Archiv Franz Erhard Walther

5. Gelbmodellierung (Detail), 1980–81, Sammlung Kerstin Hiller und Helmut Schmelzer. Leihgabe im Neuen Museum Nürnberg © Franz Erhard Walther Foundation / VG Bild-Kunst, Bonn 2024 Foto: Annette Kradisch