ausstellung

From Dawn Till Dusk

02. November 2025 ● Bonn ● Kunstmuseum Bonn 

Anhand von rund 40 internationalen Positionen zeichnet die Ausstellung erstmalig in einem deutschen Museum die Emanzipation des Schattens zu einem bildgebenden, dabei immer medienreflexiven Thema innerhalb der aktuellen Kunst nach. 

Der Schatten steht gewissermaßen am Beginn der Kunstgeschichte. In der antiken Überlieferung Plinius des Älteren ist es die Tochter des Töpfers Butades, die den Schattenumriss des Kopfes ihres Geliebten mit einem Kohlestift nachzeichnet und damit das erste Bild erschafft. Das berühmte Höhlengleichnis des griechischen Philosophen Platon wiederum grenzt die wirklichkeitsverschleiernden Schattenbilder in der dunklen Höhle vom hellen Licht der Erkenntnis ab und damit die buchstäblich schattenhafte Existenz von der wahrhaftig erleuchteten. Das Dubiose, potenziell Unheimliche begleitet den Schatten über Jahrhunderte, bevor die Romantik seine positive Dimension entdeckt und den Schatten mit der Psyche verbindet. So wird in Adelbert von Chamissos Kunstmärchen Peter Schlemihl der Verlust des Schattens mit dem Verlust der Seele gleichgesetzt. Auch wenn der Schatten seit der frühen Neuzeit im Repertoire der Malerei durchaus eine Rolle spielt, wird er erst seit dem 19. Jahrhundert und der Erfindung der Fotografie sowie des Films zu einem wesentlichen Bildelement. 

Die Ausstellung untersucht das vom Existenziellen über das Bedrohliche bis zum Politischen reichende Spektrum der Schattenwelten. Im Schatten berühren sich das Abwesende und das Anwesende. Er verweist zeichenhaft immateriell auf die Existenz der materiellen Welt und enthält gleichzeitig auch ihr Verlöschen. Er gehört zum Körper, von dem er sich gleichzeitig auch stets ein Stück entfernt. Er ist eine Spur, die wie die Fotografie als Index funktioniert und zugleich eine Projektionsfläche ist, die mit dem Anspruch einer eigenen Realität auftritt. In diesem Kontext kann der Schatten einerseits als Metapher für die Krise des Subjekts gelesen werden, aber auch als wichtiger Indikator für eine Wirklichkeit jenseits des vordergründig Sichtbaren.

Im Rahmenprogramm der Ausstellung feiert das Schattentheaterstück "LET IT BEE" des Figurenensembles OUT OF THE BOX Premiere. Die Aufführungen finden am 12. und 13. Juli jeweils um 15 Uhr im Auditorium statt. Zwei weitere Aufführungen finden am 19. und 20. September um 16 bzw. 15 Uhr statt. Die poetisch-politische Inszenierung ist zugleich ein Beitrag zum SUMMER OF CHANGE der Stadt Bonn.

Das achtköpfige Ensemble projiziert seine Bildwelt auf eine sechs Meter breite Schattenwand und erzählt ein modernes Märchen mit Licht, Klang und Bewegung. Im Zentrum steht ein armes Geschwisterpaar, das sich in einer lebensfeindlichen, von sozialer Kälte geprägten Umwelt behaupten muss. Abhängig von den Almosen der Reichen scheint ihr Schicksal besiegelt – und doch tragen sie ein Geheimnis in sich, das die Welt verändern kann. LET IT BEE versteht sich als Parabel auf die Gegenwart: Es thematisiert die Klimakrise und die zunehmende soziale Spaltung unserer Gesellschaft. Die Inszenierung ist ein eindringliches Plädoyer für Solidarität sowie für einen achtsamen und respektvollen Umgang mit unserem gemeinsamen Lebensraum.

kunstmuseum-bonn.de

Bildunterschriften und /-nachweise:

1. Schattentheater "Let it Bee" © Foto: OutoftheBox

2. Vadim Fishkin (Fiškin), Coffee and Ink, 2012

3. Zilla Leutenegger, Sunset Neighbourhood, 2009/2021 © Foto: Sebastian Schaub

4. Janice Guy, Untitled, 1977 © VG-Bild Kunst, Bonn Foto: Ivo Faber

5. Schattentheater "Let it Bee" © Foto: OutoftheBox

6. Jürgen Klauke, Toter Fotograf, 1988/93

7. Marlene Dumas, The Origin of Painting (The Double Room), 2018 © Foto: Peter Cox