ausstellung

HIER UND JETZT im Museum Ludwig. Und gestern und morgen

Bis 13. Oktober 2024 ● Köln ● Museum Ludwig

Anhand einer konzentrierten Auswahl von Werken, Materialien und Texten wird das Hier und Jetzt mit dem Gestern und Morgen in Beziehung gesetzt. Um das Hier zu erfahren, richten wir den Blick zunächst auf den Grund, auf dem das Museum steht. Was verrät uns der Boden unter unseren Füßen? Wie lässt sich das Hier definieren, befinden wir uns doch auf tektonischen Platten, die sich in etwa so schnell bewegen wie unsere Fingernägel wachsen? Und worauf verweist die Adresse des Museums, die Bischofsgartenstraße, deren Umgebung weitgehend versiegelt ist?

Vor diesem Hintergrund lassen sich Chargesheimers Fotografien von Basaltsäulen als mehr lesen denn abstrahierende Schwarzweißgestaltungen. Die Alpenbilder von Gerhard Richter erinnern an die kontinuierliche Veränderung der Erdoberfläche und damit unseres eigenen menschlichen Daseins. Und Tacita Deans Arbeit Sakura (Taki I), das Bild eines tausendjährigen Kirschbaums, gestützt, aber in Blüte, mag uns vor Augen führen, wie ephemer unsere persönliche Gegenwart ist. Wie die Schichten des Bodens können auch die Jahresringe von Bäumen als natürlich gewachsene Archive herangezogen werden, um von Ereignissen und Zuständen zu berichten, die jenseits der eigenen Erinnerung liegen. Und wie ist es mit dem Morgen? Wo findet sich das Morgen hier und jetzt schon angedeutet auf unserer Erde?

Während die Eurasische Platte mit all ihren Erdschichten und Verwerfungen kontinuierlich über den Globus wandert, sich hebt und senkt, ziehen Wolken über den Himmel, anhand deren Gestalt Kundige Wettervorhersagen treffen können. Besonders eindrucksvolle Wolkenformationen sind in den historischen Fotografien von Gustave Le Gray, Charles Marville und Alfred Stieglitz festgehalten. Sie werden flankiert von Skizzen der Landschaftsarchitekt*innen des atelier le balto für eine neue Bepflanzung der Dachterrasse des Museum Ludwig. Damit reagiert das Museum auf den historischen Bischofsgarten, der sich im 18. Jahrhundert an der Stelle des heutigen Museum Ludwig befand. Die Ausstellung „HIER UND JETZT im Museum Ludwig. Und gestern und morgen“ findet daher sowohl in als auch auf dem Museumsgebäude statt, wo sich im neuen Garten sitzend die vorüberziehenden Wolken beobachten lassen.

In der siebenmonatigen Laufzeit werden sukzessive einzelne Werke ausgewechselt, sodass sich kontinuierlich neue Bildergruppen formieren. Der Wandel der Ausstellung wird begleitet von Yoko Onos Lied „I Love You Earth“, mit der an die Erde gerichteten Zeile: „You are our turning point in eternity“. Werke der zeitgenössischen Kunst werden mit historischen Arbeiten und realer Landschaftsarchitektur zusammengeführt. Wissenschaften wie Geologie, Dendrologie oder Archäologie spielen eine sichtbare Rolle.

museum-ludwig.de

Bildunterschriften und /-nachweise:

1. Tacita Dean, Sakura I, 2022, Buntstift auf Fuji Velvet Paper auf Papier montiert 348 x 500 cm, Courtesy die Künstlerin und Marian Goodman Gallery New York/Paris/Los Angeles, und Frith Street Gallery, London © Foto: Tacita Dean

2. Linker Unterkiefer eines jungen Wollhaarmammuts, Fundort: Kiesgrube Köln-Bilderstöckchen, Leihgabe der Universität zu Köln, Institut für Geologie und Mineralogie, Alter: 12.000 – 115.000 Jahre, © Foto: Rheinisches Bildarchiv, Köln/Marc Weber

3. Gerhard Richter, Schweizer Alpen, 1969, Al aus der fünfteiligen Reihe Schweizer Alpen, Siebdruck auf Halbkarton 69,5 x 69,5 cm, Museum Ludwig, Köln © Foto: Gerhard Richter 2024 (15022024) Repro: Rheinisches Bildarchiv, Köln

4. atelier le balto, Dachgarten Museum Ludwig © Foto: atelier le balto, Foto: Rheinisches Bildarchiv, Köln/Marc Weber

5. Gustav Völkerling, Dessauer Eiche, 1867, Albuminpapier auf Karton 32,3 x 25,9 cm © Foto: Museum Ludwig, Köln, Repro: Rheinisches Bildarchiv, Köln

6. Stück Mammutbaum aus Braunkohle, Fundort: Rheinisches Braunkohlerevier bei Düren, Alter: 20-23 Millionen Jahre, Leihgabe der Universität zu Köln, Institut für Geologie und Mineralogie © Foto: Rheinisches Bildarchiv, Köln/Marc Weber

7. Chargesheimer, Basalt, 1969/1970, Gelatinesilberpapier 39,7 x 29,8 cm, Museum Ludwig, Köln, Foto: Rheinisches Bildarchiv, Köln © Museum Ludwig, Köln