theater
Jeder stirbt für sich allein
07., 15., Mai & 24. Juni 2025 ● Köln ● verschiedene Orte
Berlin 1940. Ein Ehepaar im Prenzlauer Berg hält sich raus, Politik interessiert die beiden nicht. Hitler haben sie gewählt, weil alle das getan haben. Dann erreicht sie die Nachricht vom Tod ihres Sohnes. Er ist an der Westfront gefallen. Angesichts des persönlichen Verlusts überwinden Anna und Otto Quangel Anpassung und Angst. Sie beschließen, ein Zeichen gegen das System zu setzen, und verteilen in Treppenhäusern der Stadt handgeschriebene Botschaften. Doch im Mikrokosmos ihres Wohnhauses verraten alle alle – ob aus Habgier, Feigheit oder Gedankenlosigkeit.
Hier wohnt der Kammergerichtsrat Fromm, der die Jüdin Rosenthal versteckt, während der Denunziant Barkhausen und sein arbeitsloser Kneipenfreund und Frauenheld Enno Kluge in ihre Wohnung einbrechen. Dort werden sie von dem jungen Nazi Baldur Persicke ertappt und es kommt zum ersten Todesfall. Enno Kluge findet, nachdem sich die Postbotin Eva endgültig von ihm losgesagt hat, Unterschlupf bei der Geschäftsfrau Hete Häberle. Aber da hat ihn der Kommissar Escherich auf seiner Jagd nach dem Postkartenschreiber schon längst als Bauernopfer ins Visier genommen. Auch er steht in der SS-Hierarchie unter Druck und muss liefern.
Vom Schicksal der Quangels erfuhr Fallada aus einer Gestapo-Akte. Fasziniert vom Widerstand der kleinen Leute erschuf er ein vielschichtiges Gesellschaftspanorama. Er beschreibt mit großer Plastizität, was eine Diktatur sowohl beim Individuum als auch in der Gesellschaft anrichtet, wie Opfer zu Tätern und wieder zu Opfern werden. Wie mutig, wie erbärmlich und erbarmungswürdig sie sind – und für welchen Weg sich die nächste Generation entscheidet.
Der Widerstand, dem Hans Fallada 1946 ein Denkmal frei von Kitsch und Pathos setzt, ist kein heroischer. Der Anstand basiert nicht auf politischer Überzeugung oder einem gutem Herzen. Er kommt aus dem Willen zu ihm. Otto und Anna Quangel wachsen an ihrem Widerstand – als Menschen, als Liebespaar, als Teil der Gesellschaft. Die Inszenierung stellt genau diese Fragen: Wie gelingt es, in demokratiefeindlichen Zeiten, anständig zu bleiben? Haben wir ein Recht auf privates Glück? In welche Welt werden unsere Kinder geboren? Was können wir tun, um unsere Werte zu verteidigen? Und wie Zivilcourage trainieren – damals wie heute?
Bildunterschriften und /-nachweise:
1. "Jeder stirbt für sich allein" Auf dem Bild: Cathleen Baumann © Foto: Sandra Then
2. "Jeder stirbt für sich allein" Auf dem Bild: Rainer Philippi, Adrian Geulen, Ingo Tomi © Foto: Sandra Then
3. "Jeder stirbt für sich allein" Auf dem Bild: Cathleen Baumann, Florian Lange © Foto: Sandra Then
4. "Jeder stirbt für sich allein" Auf dem Bild: Raphael Abilgaard, Friederike Wagner © Foto: Sandra Then