ausstellung
Klassenverhältnisse. Lehrende, Lernende, Künstler:innen
Bis 21. September 2025 ● Düsseldorf ● Kunsthaus NRW - Kornelimünster
Wie wird man zur Künstlerin, zum Künstler? Zählen Begabung, Vorbilder, Anleitung, Praxis, der Besuch einer angesagten Kunstakademie? Was hat sich verändert, seit Professor Beuys in den 1960er Jahren die Düsseldorfer Kunstakademie aufmischte und 1972 unter Protest seiner Studierenden entlassen wurde?
Über das Lehren und das Lernen von Kunst wird bis heute viel diskutiert. Kunsthochschulen sind besondere Orte, die die Entwicklung von künstlerischer Praxis ermöglichen, Orte, an denen Kunst entsteht. Das Verhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden ist ein besonderes, oft ein sehr persönliches. Seit einigen Jahren praktizieren Kunsthochschulen neben dem traditionellen Meister-Schüler-Verhältnis auch andere Modelle. Voneinander lernen, Kollaboration, Gleichberechtigung, Diversität, Meinungs- und Kunstfreiheit – was gesellschaftlich diskutiert wird, spiegelt sich auch in den Kunsthochschulen. Umgekehrt sind sie selber Impulsgeber, Orte, wo neue, zukunftsweisende Praxen erprobt werden.
Die Ausstellung »Klassenverhältnisse. Lehrende, Lernende, Künstler:innen« untersucht die Beziehung zwischen Lehrenden und Studierenden anhand von rund 100 Werken aus der eigenen Sammlung.
Die Ausstellung erstreckt sich über sämtliche Ausstellungsräume bis in den Garten. Im ersten Kapitel rekonstruiert sie Genealogien von Lehrenden, die einmal Studierende von Lehrenden waren, die ihrerseits Lehrer hatten. Die berühmte Klasse des Mataré-Schülers Joseph Beuys ist ebenso vertreten wie die Becher-Klasse und eine der ersten weiblichen Professorinnen, Imin Kamp. Da es in NRW gleich vier Kunsthochschulen gibt, berücksichtigt die Ausstellung neben der Düsseldorfer Akademie auch die traditionsreiche Folkwang Universität der Künste, die Kunstakademie Münster und die Kölner Werkschulen/FH Kunst und Design als Vorgänger der heutigen Kunsthochschule für Medien (KHM).
Das zweite Kapitel der Ausstellung fächert aktuelle Themen auf, die an den heutigen Hochschulen verhandelt werden – Kunsthandel, Globalisierung, Gender, Kollektive und Karrieren, Sehnsüchte und Orte der Sehnsucht. Hier sind u.a. Arbeiten von dem anonymen Kollektiv Studio for Propositional Cinema, Jan Hoeft und Phung-Tien Phan zu sehen. Der zentrale Gartensaal ist den heutigen Studierenden gewidmet: Über einen Open Call wurden sie eingeladen kurze Videostatements einzureichen. Deren Präsentation gibt einen unterhaltsamen Einblick in Themen, Stimmungen und Mediengebrauch einer Generation, die alte und neue Fragen an das Kunststudium stellt und ihre eigenen Antworten findet.
Der Rundgang setzt sich im Skulpturengarten fort, u.a. mit Positionen aus der Bildhauerklasse von Norbert Kricke. Ergänzend befragen Veranstaltungen und Kooperationen den Kosmos Kunsthochschule als Lehranstalt, Karrieresprungbrett und Sozialraum.
»Klassenverhältnisse« ist der erste Teil einer Folge von zwei Ausstellungen. Im zweiten Akt wird 2026 der Schwerpunkt die internationale Vernetzung sein.
Bildunterschriften und /-nachweise:
1. Kunsthaus NRW, Kaisersaal mit Animation eines Klassenraums der Kunstakademie Düsseldorf © Kunsthaus NRW 2025
2. Joseph Beuys, 3 Tonnen Edition, 1973/85, Siebdruck beidseitig auf PVC-Weichfolie © VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Anne Gold
3. Corinna Schnitt, Once Upon a Time (Tierfilm), 2005, Video (Filmstill) © VC Bild-Kunst Bonn, 2025
4. Norbert Tadeusz, Sessel und Leisten, 1976, Öl auf Leinwand © VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Foto: Katja Illner