ausstellung

Mohamed Bourouissa - Pour Noubia

Bis 18. Januar 2026 ● Herford ● Marta Herford 

Anhand einer Auswahl von Filmen, Fotografien, Installationen und Skulpturen versammelt Bourouissa Werke, die von verschiedenen Formen der Gewalt, ausgehend von kolonialistischen Ideologien zeugen. Ob sie alltäglich und banalisiert oder institutionell ist, es ist eine Gewalt, die er und viele andere rassifizierte Menschen kennen und erlitten haben. Dennoch sind Bourouissas Werke weit davon entfernt, konfrontativ zu sein. Im Gegenteil: während sie uns in die Intimsphäre ihrer Protagonist:innen eintauchen lassen, erzeugen sie ein Gefühl der Menschlichkeit, in dem die Würde über die Demütigung triumphiert. Kunst wird zu einer Strategie der Verteidigung und Selbstermächtigung, die es den Individuen ermöglicht, sich ihre Geschichte wieder anzueignen – sei es ein Häftling, ein ehemaliger Patient einer psychiatrischen Klinik oder Bourouissas Tante Noubia, die nach Osnabrück migrierte und dort bis zu ihrem Tod lebte.

Mit ihrem Tod hinterließ sie ihrem Neffen zahlreiche Fotografien und Videokassetten. Mohamed Bourouissa hat seine Tante nicht nur vielfach besucht, sondern zudem Audioaufnahmen mit ihr gemacht. Auf dieser Basis und unter Nutzung von Künstlicher Intelligenz entwickelte er einen Film, der sie wieder zum Leben erweckt.

Das einfühlsame Porträt der arabischen Migrantin und Sexarbeiterin schildert die Hindernisse, welche sie überwinden musste, aber auch ihre Kräfte, ihre ungebrochene Lebensfreude und ihren selbstbestimmten Weg in die Unabhängigkeit als Frau und Unternehmerin. Auch wenn Bourouissas Arbeiten stets aus seinem Umfeld hervorgehen, offenbart dieses neue Werk eine sowohl persönliche als auch kollektive Erzählung.

Die physische Begegnung vollzieht sich im Ausstellungsparcour durch vielerlei Facetten. So entstand eine Aluminiumskulptur in Firm eines kariösen Zhans, der als Metapher für die tiefgreifenden Folgen veränderter Essgewohnheiten, die durch koloniale Einflussnahme in besetzten Gebieten eingeführt wurden, gelesen werden kann. Dieses und weitere Werke stehen sinnbildlich für Fragen von körperlicher Existenz im Kontext der Herrschaftsverhältnisse, die eine Kultur über eine andere ausübt.

marta-herford.de

Bildunterschriften und /-nachweise:

1. Mohamed Bourouissa, Lila, 2024, Mixed Media, Courtesy the artist und Galerie Mennour Paris, Ausstellungsansicht „Mohamed Bourouissa – Pour Noubia“, 13. 9. 2025 – 18. 1. 2026, © 2025 VG Bild-Kunst, Bonn, Marta Herford, Foto: Hans Schröder

2. Noubia Meier, o.T., Archivfotografie © Noubia Meier Collection und Courtesy Mohamed Bourouissa

3. Mohamed Bourouissa, Untitled – decayed tooth, 2025, Skulptur aus poliertem und lackiertem Metall, Courtesy der Künstler, Ausstellungsansicht „Mohamed Bourouissa – Pour Noubia“, 13. 9. 2025 – 18. 1. 2026, © 2025 VG Bild-Kunst, Bonn, Marta Herford, Foto: Hans Schröder