lLiteratur & performance

Unruly Readings

Bis 05. Oktober 2025 ● Köln ● Orangerie Theater

Unruly Places

Mit der Veranstaltung unruly places eröffnen die unruly reading ihre zweite Staffel. Die diesjährige Ausgabe der Reihe rückt an drei Sonntagen literarischperformative Stimmen in den Fokus, die sich mit prekären Realitäten auseinandersetzen und Momente der Widerspenstigkeit sichtbar machen. Zum Auftakt widmet sich unruly places widerspenstigen Orten – jenen, die sich entziehen, irritieren oder unerwartet verbinden. Das Programm lädt zu einer vielsprachigen, vielsinnigen Auseinandersetzung mit Orten ein, die ebenso real wie symbolisch, verloren oder transformierend sein können.

In einer Lecture Performance erzählt der Dichter Logan February von den Geisterwesen westafrikanischer Yoruba-Traditionen und erkundet den Wald als mythischen Raum queerer Selbstfindung. Abdalrahman Alqalaq reflektiert in seiner Performance „Übergangsritus“ die Erfahrung von Exil und Vertreibung, begleitet von der Cellistin Milena Knop, die klanglich Räume zwischen Musik, Bewegung und Erinnerung eröffnet. Die Berliner Künstlerin Paula Erstmann gestaltet eine kulinarische Performance, in der essbare Landschaften entstehen und das Publikum eingeladen ist, gemeinsam mit den Autor:innen Raum und Geschmack zu teilen. Nach der Veranstaltung gibt es ein gemeinsames Essen, das den Austausch zwischen Publikum und Künstler:innen ermöglicht – ein zentrales Element der unruly readings, die Literatur als soziale Praxis begreifen.

Unruly Feelings

Verzweiflung, Aufrichtung, Aufruhr, Ah! – Ein künstlerischer Aufruf zum Widerstand gegen Gefühlsglättung und Ohnmacht
Wie können wir angesichts multipler Krisen mit Gefühlen von Verzweiflung, Wut und Trauer umgehen – und welches Potenzial für Widerstand liegt in diesen extremen emotionalen Zuständen?
Drei künstlerische Positionen geben Antworten auf diese drängenden Fragen und laden am 14. September zur intensiven Auseinandersetzung mit emotionaler und gesellschaftlicher Gegenwart ein.

Die Schriftstellerin Heike Geißler widmet sich in ihrer Lecture Performance „Verzweiflung, Aufrichtung, Aufruhr, Ah!“ der Verzweiflung als Zustand des Aufbruchs. In Zusammenarbeit mit der Künstler:in Anna Lena von Helldorff ruft sie zur Versammlung auf dem „Platz verzweifelter Gefühle“ – ein Ort der Erprobung, ein Aufruf zur wachsamen Konfrontation und eine Generalprobe vor dem Protest. Statt Verzweiflung zu verdrängen, wird sie als Ausgangspunkt für ein waches, forderndes Handeln begriffen.

Die literarische Performance „a real big place“ von Jorinde Minna Markert verhandelt vor der Kulisse des Reality-TV-Formats „Love is Blind“ die Kommerzialisierung romantischer Gefühle im Spätkapitalismus. Mit scharfem Blick legt sie Mechanismen offen, die Emotionen vereinnahmen, glätten oder in normierte Bahnen lenken – und untersucht gleichzeitig, wo populäre Formate Grenzverschiebungen ermöglichen.

In der kulinarischen Intervention „Gestures of Defiance“ hinterfragt die interdisziplinär arbeitende Künstlerin Ayscha Omar das Kochen und gemeinsame Essen als vermeintlich harmlose Geste. Durch kleine Irritationen wird eine vertraute Szene aufgebrochen – und das gemeinsame Mahl zum widerständigen Akt. Die Intervention öffnet einen Raum für Fragen nach Zugehörigkeit, Diskriminierung und Identität – und lädt zur kollektiven Neuverhandlung kultureller Rituale ein.

orangerie-theater.de

Bildunterschriften und /-nachweise:

1. Abdalrahman Alqalaq © Erlanger Poet:innenfest © Foto: Simone Voggenreiter

2. © Foto: Heiwa Wong

3. Logan February © Paulina Hildesheim