ausstellung

Es gibt kein Wort...Annäherungen an ein Gefühl

Bis 25. August 2024 ● Leverkusen ● Museum Morsbroich

Ein Wort kann die starken Gefühle kaum fassen: Liebe und Stolz, vielleicht in Teilen auch Ablehnung, eine innige Verbundenheit. Doch mit was eigentlich? Fühlen wir uns vor allem über familiäre und soziale Kontakte verbunden, über den Herkunftsort oder den aktuellen Wohnort, über Natur oder Tradition und Kultur, die gemeinsame Sprache und Literatur oder Fußball und Schützenverein? Die Frage, was „Heimat“ ausmacht, wird jeder anders beantworten. Heute bekommt diese Frage vor dem Horizont zahlreicher Krisen, mit denen Überschreitungen und Verschiebungen von Grenzen und der Verlust von Freiheit und Heimat einhergehen, zusätzliche Brisanz.

Vielen erscheint Heimat als etwas Selbstverständliches, solange es sich gut anfühlt, Geborgenheit und Orientierung vermittelt. Doch Heimat ist auch ein Akt der Selbstbehauptung und damit anfällig für Ausgrenzungen. Wo und wie wir unsere Heimat finden – in einer Stadt, einer Region, einem Land, in Europa oder der Welt –, wählen wir heute weitgehend selbst, wenn auch nicht ohne äußere Zwänge. Was geschieht, wenn Heimat als Bezugsrahmen infolge von Migration oder Entfremdung der Menschen von ihrer Umgebung bedroht ist oder verloren geht? Was braucht und was heißt es eine neue Heimat zu finden, einen oder auch mehrere Orte zu(r) Wahlheimat(en) zu machen?

Anders als ein Wort, ein verkürzender Begriff oder eine rationale Definition, nähert sich die Kunst den Aspekten von Heimat, den oft widerstreitenden Gefühlen von Zugehörigkeit und Abgrenzung, der Sehnsucht nach der alten Heimat und dem Zweifel an einer neuen Heimat auf vielschichtige Weise an. Die Ausstellung „Es gibt kein Wort … – Annäherungen an ein Gefühl“ stellt beispielhaft fünf zeitgenössische künstlerische Positionen vor, die sich auf sehr unterschiedliche Weise mit dem Thema auseinandersetzen.

Die Ausstellung „Es gibt kein Wort… Annäherungen an ein Gefühl“ ist Teil eines Jahresprojektes, das über das Jahr 2024 hinweg Anlass ist, in verschiedenen Formaten über Verwurzelung und Gemeingut, Hier-Sein, Angekommen-Sein und Fremd-Sein zu diskutieren, über Welten und Grenzen, die verbindliche Präsenz der/des Einzelnen und die Relevanz eines Museums an Ort und Stelle.

Um für die Auswahl der fünf Positionen den eigenen Horizont zu erweitern, hat das Museum die drei Künstler:innen Rimma Arslanov, Nikita Kadan und Tilo Schulz aus dem Netzwerk das sich aus der Arbeit in und an Morsbroich gebildet hat, um Vorschläge gebeten.

museum-morsbroich.de

Bildunterschriften und /-nachweise:

1. On foreign made soles, 2018, 7-Kanal-Videoinstallation, 19 Min., Still Courtesy die Künstlerin und Chelouche Gallery Tel Aviv; © Ira Eduardovna © Foto: Ira Eduardovna

2. Jody Korbach, Cry me a River, 2023, 34 x 44 cm, Aquarell, Courtesy Galerie Martinetz; © Jody Korbach; © Foto: Johannes Bendzulla

3. Ahmet Doğu İpek, Construction Regime S.P., 2019, Aquarell auf Papier, 125 x 170 cm, Füsun & Faruk Eczacıbaşı; © Ahmet Doğu İpek; © Foto: Emre Başak

4. Ahmet Doğu İpek, Subjected, 2022, Installation (Schaumstoff, Naturstein, 70 x 375 x 225 cm) Ausstellungsansicht Arter, 2022; © Ahmet Doğu İpek; © Foto: Sena Nur Taştekne

5. Zoya Cherkassky-Nnadi, Tomatoes, 2023, Öl auf Leinen, 150 x 90 cm Courtesy die Künstlerin und Rosenfeld Gallery, Tel Aviv © Zoya Cherkassky-Nnadi; © Foto: Courtesy die Künstlerin und Rosenfeld Gallery, Tel Aviv

6. Jody Korbach, Ich dachte immer Europa ist überall da, wo es Aldi gibt, 2018, Aquarell, 21 x 30 cm, Sammlung Philara, Düsseldorf; © Jody Korbach