ausstellung

Speaking Soil

Bis 02. Juni 2024 ● Düsseldorf ● Philara

Zwölf internationale Künstler:innen verhandeln Aspekte von Boden als Ressource, Habitat und Territorium sowie damit verbundene Rhetoriken um Besitzverhältnisse, Umsiedlungen, Migration und Klimawandel.

In 11 Kapiteln geht „Speaking Soil“ anhand unterschiedlicher künstlerischer Perspektiven den Aspekten des Erdbodens und dessen Relevanz für alle Formen von Leben nach. Ausgangspunkt dieser Auseinandersetzung ist das groß angelegte Exkursionsprogramm „Art and Soil“, an dem die Künstler:innen teilgenommen haben. Sie waren eingeladen, sich der künstlerischen Forschung am Erdboden im Grenzraum zwischen Deutschland, den Niederlanden und Belgien zu widmen. Auf bio-dynamischen Landwirtschaftsbetrieben bei Kranenburg und Nimwegen suchten sie gemeinsam mit Landwirt:innen und Wissenschaftler:innen nach neuen Parametern zur Bestimmung des Bodenwertes jenseits von ökonomischen Faktoren oder biochemischen Indikatoren. Weitere Exkursionen führten die Teilnehmenden zu aktiven und renaturierten Kieswerken im Kreis Wesel und an die Abbruchkanten des Braunkohletagebaus Garzweiler.

Die Werke der Ausstellung thematisieren exemplarisch und ohne Anspruch auf Vollständigkeit unterschiedlichste Narrative und Diskurse um die so ergiebige Ressource Erde. Sie zeigen beispielsweise Moore und Moorleichen als Verbindungsort von Zukunft und Vergangenheit, untersuchen Staatsgrenzen aus migrantischer Perspektive und verhandeln Hierarchien von Natur und Mensch aus ökofeministischer Sicht neu. Dabei schaffen die Künstler:innen mehrschichtige Betrachtungsebenen für eine soziopolitische Auseinandersetzung mit Territorien, Umsiedlungen und Entwurzelungen, die bis hin zu der Frage reicht, ob Bilder als „Living Soil“ selbst Nährstoffe bereitstellen können.

Besondere Beachtung erfährt dabei der sprachliche Ausdruck, der im mehrsprachigen Bedeutungsspektrum von soil und Mutterboden über țară mamă (Rumänisch für Mutterland) bis hin zu 土 (Kantonesisch, Mandarin und Japanisch für Erde) neue Reflexionsräume öffnet, die geprägt sind von den verschiedenen Erfahrungshorizonten und internationalen Herkünften der Künstler:innen. Poetische, zeichnerische und sound-performative Untersuchungen von soil schaffen einen multilingualen Raum, in dem Pflanzen zu aktiven Mitgestalterinnen von Klanginstallationen werden.

Auf Wegen zu einer nachhaltigeren Zukunft und einem respektvolleren Umgang mit Boden und Erde suchen die Kunstschaffenden dabei auch nach poetischen Pfaden, die unsere Neugierde für geopolitische Themen wecken und uns ermutigen sollen, den Problemen lokaler wie auch globaler Umwelten zu begegnen und „unruhig zu bleiben“[1], ohne in Ohnmacht zu verfallen.

Die Ausstellung vereint Videoarbeiten, Fotogramme, Fotografien, Zeichnungen, Skulpturen, Installationen, Sound und Lyrik und wird zudem um mehrere Performances, performative Dinner und Workshops ergänzt.

[1] Donna J. Haraway, Unruhig bleiben: Die Verwandtschaft der Arten im Chthuluzän, 2016.

philara.de

Bildunterschriften und /-nachweise:

1. Finn Wagner "preservation <-> transformation of a bog ritual" (AT) 2023-2024 © the artist

2. Tini Aliman "The Rumbling in Between" 2023 © the artist

3. Tini Aliman "The Land Formerly Known As Home" 2024 © the artist

4. Silke Schatz "Mütter und Väter" 2023 © The artist and VG Bild-Kunst, Bonn, Courtesy the artist and Meyer Riegger,Berlin/Karlsruhe/Basel © Foto: Oliver Roura, Berlin

5. Darcy Neven "Honoring the Shiva" since 2022 © the artist

6. Rosa Vrij "The soles of my feet merge" 2024 © the artist